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Interview mit Fab und Sunci von Shoe.org


Es gibt ja Menschen, denen begegnet Frau im Leben immer wieder gerne. Fab (48) und Sunci (41) aus der Schweiz sind so ein Beispiel.

Ich traf sie das erste Mal 2006, als ich noch im Vorstand des Kölner CSD Veranstalters KLuST e.V. war.

Damals durfte ich ihnen einen Preis für Ihr Onlineportal Shoe.org im Rahmen des WomenPrides überreichen.

Das nächste Zusammentreffen gab es dann 2013 bei einer vierwöchigen Vegan-Challenge, die wir in Kooperation mit Shoe.org und dem Onlinemagazin phenomenelle veranstalteten. Ein Event, dass das Leben der Zwei und mein Leben sehr verändert hat.

Wie und warum Fab und Sunci neben dem erfolgreichen lesbischen Datingportartal Shoe.org nun auch den veganen Onlineshop Fabulous gestartet haben, berichten sie in diesem Interview.

Ihr habt im Jahr 1997 Shoe.org ins Leben gerufen, eines der ersten und erfolgreichsten Onlineportale für Lesben. Nun leitet ihr mit fabulous! auch einen Onlineshop für vegane Lebensmittel. Wie kam es dazu?

Mit SHOE hatten wir ein klares Ziel vor Augen: Menschen miteinander zu verbinden – online wie auch offline. Das zu einer Zeit, wo es weder Facebook noch Twitter noch Google gab. Mitterweile haben sich eine halbe Million Mitglieder bei www.shoe.org angemeldet!

Dass wir irgendwann mal einen veganen online Shop betreiben würden, das konnten wir beim besten Willen nicht erahnen. SHOE, der regenbogenshop.com und unsere Stände am CSD waren unser (buntes) Leben.

Doch dann kam alles ganz anders. Es fing an einem der dunkelsten Momente in Fab's Leben an.

Fab: Innerhalb nur 18 Monaten verlor ich 3 geliebte Menschen aus meinem engsten Familienkreis. Ich fing an, mir die wichtigen Fragen im Leben zu stellen: Was ist der Sinn des Lebens? Was ist mir wichtig? Was sind meine Grundwerte? Und vor allem, was soll mein Vermächtnis an die Welt sein?

So sass ich stunden- ja sogar tagelang mit einem Notizblock bewaffnet in der Natur bis sich die Antworten herauskristallisierten. Mitunter erkannte ich, dass die Natur und die Tiere mir das Wichtigste waren und bereits im nächsten Moment musste ich mir selber folgende Frage beantworten: Wenn mir Tiere so wichtig sind – Warum esse ich sie dann? Wenn mir die Natur und die Umwelt so wichtig sind – Warum achte ich denn nicht mehr darauf? Das waren die entscheidenden Fragen und der Wendepunkt in unserem Leben.

Als erstes legten wir unsere „eingefleischten“ Essgewohnheiten ab und wurden Vegetarierinnen in Mai 2011. Als wir ein Jahr später einen Bericht darüber lasen, dass Ellen DeGeneres ein veganes Restaurant eröffnen wollte, fragten wir uns, was ist eigentlich Vegan? Bis dahin waren für uns Veganer doch eher suspekte und ungesunde Menschen *lah* Die Kühe haben es doch gut auf der grünen saftigen Weide, warum soll man also um Himmelswillen auf den leckeren Käse verzichten? Wir fingen an uns zu informieren und waren so entsetzt, dass wir uns entschlossen, dass wir von nun an auf Milchprodukte verzichten würden, aber nicht auf den Käse. Das würden wir als waschechte Schweizerinnen nicht überleben ;-) Wiederum ein Jahr später im April 2014 wurden wir vom Lesben Online Magazin Phenomenelle aka Daniela Zysk kontaktiert, welche wir 2006 beim Media Award in Köln kennengelernt haben. Zusammen starteten unsere beiden Portale SHOE und Phenomenelle einen 30tägigen Vegan Challenge mit Blogs und allem was dazu gehört. Am Ende dieser 30 Tage war für uns beide völlig klar: Wir werden komplett auf vegan umstellen! Doch das war 2013 und erst noch am Anfang des ganzen Vegan-Hypes. Wir mussten unsere veganen Alternativen immer in diversen Shops zusammensuchen und das fanden wir zu mühsam. Da wurde die Idee zu fabulous geboren! Wir wollten einen veganen online Shop mit Vollsortiment anbieten, um es den Menschen erleichtern zu können, sich vegan zu ernähren und noch viel wichtiger, auch dabei zu bleiben. Im August 2014 gingen wir mit www.fabulous.ch online und mussten in dieser kurzen Zeit bereits 3 Mal mit unserem Lager umziehen, da die Nachfrage enorm ist und wir ständig am wachsen sind.

Auf welche Schwierigkeiten seid ihr gestoßen, ernährungstechnisch und sozial, als ihr angefangen habt euch vegan zu ernähren?

Fab: Dass ich in den Läden nur mit Lesebrille unterwegs sein durfte ;-) Von allen Produkten die Zutatenliste zu lesen, war doch die grösste Herausforderung. Sobald man dann aber „seine“ Produkte kennt, geht das problemlos.

Sunci: Ich sag nur KÄÄÄÄSE!!! Genauer, Hartkäse. Bei Streich- und Weichkäse kann man ja super tolle Alternativen selber machen und natürlich auch kaufen – da merkt man zum Teil wirklich überhaupt keinen Unterschied zum tierischen Produkt – ausser, dass man sich nach dem Genuss um einiges besser fühlt ;-). Aber der Hartkäse war so eine Sache. Ich sage war – denn mittlerweile haben sich meine Gelüste und Geschmacksnerven total verändert (inzwischen wird mir tatsächlich schon vom „milchigen“ Racelette Geruch fast übel. War für mich doch früher ein Racelette DAS Highlight am Weihnachtsmarkt...) und ich habe gelernt, dass man bei gewissen Dingen keine 1:1 Alternative suchen sollte, sondern das Menu mit neuen & leckeren Zutaten so gestaltet muss, damit man den Käse gar nicht mehr vermisst. So ist zum Beispiel unser Sonntagsbrunch inzwischen extrem viel reichhaltiger und leckerer als früher aus – auch ohne Hartkäse. ;-)

Welches Coming-Out war schwieriger: das als Lesbe oder das als Veganerin?

Da wir alle so leben lassen wie sie sind, lassen es uns die Menschen um uns herum zum Glück auch. Wir waren schon immer der Meinung, so wie man sich gibt und wie man mit dem Thema umgeht, so kommt es auch bei den Menschen an. Wir sind sehr erstaunt, dass unsere Freunde und Familien bei Einladungen sich immer sehr viel Mühe geben, vegan zu kochen.

Wir haben uns jahrelang mit SHOE darum bemüht, dass wir das Schubladendenken in den Köpfen der Menschen abstellen und jetzt blüht uns nochmals dasselbe mit Vegan. Wir sagen immer: Wir waren mal lesbisch, jetzt sind wir vegan ;-)

Welche veganen Restauranttipps habt ihr für die Schweiz? Das Elle'n Belle in Zürich ist the place to be :-) http://www.ellenbelle.ch Super cool, super lecker!

In der Lesbenszene gibt es sehr viele Vegetarier_innen und Veganer_innen. Klischee oder Tatsache?

Gemäss unseren Erfahrungen: Tatsache ;-) Unsere SHOEs gehören zu unseren besten Kundinnen!

Wo möchtet ihr in 10 Jahren sein?

Mittlerweile ist das Leben so schnelllebig geworden, dass es sehr schwer ist, über Jahre hinweg Pläne zu schmieden oder Ziele zu stecken.

Für uns ist wichtig, dass wir weiterhin gesund und glücklich sind, damit wir in den kommenden Jahren unsere gesamte Kraft und Energie weiterhin in unsere Wertvollstellungen stecken können um:

  • Menschen zu inspirieren und motivieren

  • Sichtweisen zu erweitern, Wissen zu teilen und nachhaltig zu handeln, damit Mensch, Natur und Tier zusammen in Harmonie leben und wachsen können.

  • Mit und durch unsere Arbeit etwas bewegen zu können. So spenden wir übrigens 10% des Reingewinns an non-profit Organisationen bzw. Projekte, die uns am Herzen liegen.

Was kocht ihr am liebsten selber?

Unser selbstgemachter veganer Kebab ist der Hammer! Sunci hat mittlerweile ihre neue Leidenschaft gefunden: Veganen Käse selber herstellen. Yummmy!

Wie wichtig sind Tiere in eurem Leben?

Sehr wichtig. Bis vor kurzem hatten wir unsere beste Kumpeline Corky (Boston Terrier Hündin) immer an unserer Seite. Zusammen haben wir viel schönes erlebt, waren unglaublich viel in der Natur und haben zusammen viel entdeckt. Wir waren immer völlig perplex, dass obwohl die Welt soooooo gross ist, man uns 3 immer auf dem gleichen Quadratmeter Erde zu finden vermochte. Durch Corky haben wir insbesondere gelernt, dass es keinen Unterschied zwischen einem Haustier oder einer Kuh gibt, wenn man genau in deren Augen blickt.

Was ist euer Wunsch für die Zukunft?

Wir wünschen uns mehr Respekt miteinander, untereinander, zu sich selber, zu den Tieren, der Natur und der Umwelt. Des weiteren wünschen wir uns, dass die Menschheit die Vorzüge vom Internet vor allem dafür nutzt, sich zu informieren, was wirklich auf dieser Welt geschieht und sich nicht mehr vom Hintern der Kardashians die Sicht versperren

Fotocredit: Fab, Sunci

 

Disclaimer: The opinions expressed in this interview are prepared to the interviewee’s and the interviewer’s best capacity and do not necessarily reflect the views and opinions of The Vegan Rainbow Project itself. Please also not that people change and so do their opinions. We kindly ask you to be mindful of that when reading past articles and/ or statements that are referenced in this interview.

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